Porträts

»Neue Epoche für Juden in Deutschland« - Tafel 14

Wer sind wir? Hier können Sie über drei von mehr als 200.000 „Kontingentflüchtlinge“ etwas erfahren…

Natalia Poliakova, Zahnärztin, in der Ukraine geboren und aufgewachsen, dort studiert und erste berufliche Schritte gemacht. 1996 mit Ehemann und zwei kleinen Söhnen nach Deutschland emigriert.

„Am Anfang war es sehr schwierig. Manche sagten mir damals: „Du kannst mit zwei kleinen Kindern einfach zu Hause sitzen“, aber das ist nichts für mich. Ich hatte Angst mein Diplom und meine professionellen Fähigkeiten zu verlieren.

Mit der formalen Diplomanerkennung hatte ich eigentlich kein Problem. Aber die wichtigste Aufgabe war, auch einen Arbeitgeber zu finden und zu überzeugen. Es war problematisch: Viele Arbeitgeber haben auch heute noch wenig Vertrauen in nicht-deutsche Diplome. Ein Kollege aus dem Iran hat mir damals gesagt: „Ich habe diesen Weg hinter mir. Ich helfe dir!“ Jetzt bin ich selbstständig, stehe fest auf dem Boden und fühle mich wohl in Deutschland. Aber auch viele Erinnerungen, Freunde, die Begräbnisse meiner Eltern verbinden mich immer noch mit meiner Heimat.“

Maximilian Feldmann, geboren 1990 in Minsk, 1998 Übersiedlung nach Deutschland.

Seit 2011 Student der Nahoststudien an der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Ben-Gurion University of the Negev in Beer-Sheva (Israel). Praktikum an der Deutschen Botschaft in Moskau (2015).

„Deutschland hat sich verändert und ist zu einem offenen und freundlichen Land geworden. Eine jüdische und eine deutsche Identität sind längst keine Antagonisten mehr und können sich problemlos ergänzen, auch wenn man ein religiöser und thoratreuer Jude ist.

In erster Linie sollte man jedoch Jude sein. Integration in die Deutsche Gesellschaft bedeutet keine Assimilation und darf auf keinen Fall von dem Lehren und Gesetzen der Thora wegführen, dazu gehört auch das Vermeiden von Mischehen- und Beziehungen. Ich bin sehr stolz darauf Deutscher und Jude zu sein und das wissen und schätzen meine deutschen Freunde sehr. Es ist möglich, beides zu sein und dazu noch seine „russisch-sowjetischen“ Wurzeln nicht zu vergessen.

Die Begeisterung der Politiker in Deutschland für jüdische Zuwanderer/Migranten ist bei der deutschen Bevölkerung jedoch deutlich weniger zu spüren Wenn man sich aber als Jude zu erkennen gibt und auch darauf stolz ist, dann erfährt man öfter mal sehr positive Reaktionen von nicht-jüdischen deutschen Mitbürgern.“

Anna Liberova, 28 Jahre, seit 2005 in Deutschland.

„Zurzeit studiere ich an der Hochschule Bochum Internationales Management, bin im 2. Semester und mache bald Erasmus in Tschechien. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich die Debütantin am Dortmunder Opernball 2014 sein durfte und beim Eröffnungswalzer dabei war.“

Details

Ausstellung: Neue Epoche für Juden in Deutschland
Laufzeit: 11. Dezember 2016 bis 07. Januar 2017
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 13 von 15
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond
Konzept und Texte: Kathrin Leibmann
Gestaltung: Stanislav Ivanchuk