»Neue Epoche für Juden in Deutschland«

Eine Ausstellung der Jüdischen Gemeine Hannover

Am 09. Januar 1991 beschloss die Ministerpräsidentenkonferenz des wiedervereinigten Deutschlands JudInnen aus der Sowjetunion nach Deutschland einreisen zu lassen. Daraufhin kamen die ersten sogenannten jüdischen „Kontingentflüchtlinge“ vor 30 Jahren ins Land.  Seitdem wanderten im Rahmen dieser Migrationswelle etwa 220.000 Personen nach Deutschland zu.  Dass Deutschland – nach Israel und den USA - zum drittwichtigsten Aufnahmeland wird, dem sowjetische bzw. postsowjetische JudInnen Vertrauen schenken, schien schwer vorstellbar zu sein, zumal mindestens die Hälfte der 6 Millionen Judinnen und Juden während des Holocausts in der Sowjetunion ermordet wurden. Mit dieser Zuwanderung fing eine neue Epoche für Juden in Deutschland.an

In diesem Kontext informiert die Ausstellung über die Anfänge der Migrationswelle, die Ursachen für die Ausreise sowie die Anziehungspunkte für die Einreise nach Deutschland. Da das Leben von Religion und Tradition in der ehemaligen Sowjetunion unerwünscht und zum Teil verboten war, entdeckten viele ihre jüdischen Wurzeln erst durch den Neuanfang in Deutschland.

Die eingereisten JudInnen aus der Ukraine, Russland, Moldawien und den anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion stärkten die schrumpfenden jüdischen Gemeinden Deutschlands. Dank dieser Migrationswelle entstanden neue jüdische Initiativen, Vereine und Gruppen, vor allem in den deutschen Großstädten. Die Ausstellung thematisiert exemplarisch diese Tendenz.

Bundesweit prägen die Zuwanderer die jüdischen Gemeinden stark. In manchen stellen sie bis zu 90 Prozent der Mitglieder. Die bemerkenswerte Veränderung der Mitgliederzahl ist auch für die Jüdische Gemeinde Hannover K.d.ö.R. von der großen Bedeutung. Es geht jedoch nicht nur um die quantitative Änderung. Die Qualität der Arbeit mit den neuen Projekten, Ideen, Gruppen änderte sich schwerpunktmäßig erheblich. Diese Dynamik ist auch in Hannover ersichtlich. Ein Teil der Ausstellung widmet sich dem Treffpunkt für Holocaust Überlebende der Jüdischen Gemeinde Hannover K.d.ö.R.

Anlässlich der 25. Jahre jüdischer Migration aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland war im Jahr 2016 im Neuen Rathaus der Stadt Hannover die Ausstellung „Neue Epoche für Juden in Deutschland“ der Jüdischen Gemeinde Hannover K.d.ö.R. zu sehen. Sie weckte ein großes öffentliches Interesse. Die Ausstellung zeigt auf beeindruckende Weise, wie das jüdische Leben in Deutschland wieder aufgebaut wurde und wie vielfältig und bereichernd es sich seinen festen Platz in der deutschen Gesellschaft zurückeroberte.   Zusammen mit „8 Objekte-8 Schicksale“ wurde diese als Doppelausstellung gezeigt. Die Konzeption der Doppelausstellung ermöglichte den BesucherInnen, sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des jüdischen Lebens bundesweit sowie in Hannover auseinander zu setzen.