»8 Objekte – 8 Schicksale«

Eine Ausstellung der Landeshauptstadt Hannover

Anlässlich des 75. Jahrestags der Deportation nach Riga zeigte die Städtische Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Hannover die Ausstellung „8 Objekte – 8 Schicksale …von 1001 Deportierten nach Riga.“ Die ergänzende Neubearbeitung der Ausstellung aus dem Jahr 2011 stellt das „Dingliche“ in den Vordergrund, ohne die nötigen Hintergrundinformationen zu vernachlässigen: Zu acht ausgewählten Biographien von Riga-Deportierten wurden ausgewählte Objekte gezeigt.

75 Jahre nach der Deportation, nach verfolgungsbedingten Umzügen und nach dem Holocaust, nach Zerstörung und Wiederaufbau der Synagogen in Deutschland, nach Bombenkrieg und Massenflucht in den Ländern Europas konnten 8 Objekte gefunden werden – eine Bibel, ein Fahrrad, ein Koffer der auf die Rückkehr seines Besitzers wartete, Zierteller, ein Silberbesteck, das Foto eines Vaters im Exil, eine Puppe, die mit nach England floh und ein KZ-Anzug.

Die dargestellten Biographien erlangen über ein Objekt eine besondere Intensität und das Dingliche veranschaulicht mit seiner Materialität eine weitere Perspektive auf das Schicksal eines Menschen und seiner Familie: Das Ausstellungsstück hat dem Menschen selbst gehört, hat ihm viel bedeutet, ihm z.T. auch durch die schwere Zeit im Ghetto oder danach geholfen. Gleichzeitig lockt ein Objekt die interessierten Blicke an. Durch die Verknüpfung von Familiengeschichte und „Objektschicksal“ bekommt das Objekt – je nach Betrachter - eine erhöhte Bedeutung. Und ganz nebenbei reicht das Einzelschicksal durch die längere „Lebenszeit“ der Objekte bis in unsere Gegenwart.

Die vollständige Geschichte der Deportation müsste eigentlich in 1001 Biographien erzählt werden. Aus bekannten Gründen ist Vollständigkeit in diesem Fall bestimmt nicht erreichbar, allein wegen der völligen Auslöschung ganzer Familien und der Zerstörung der Habseligkeiten und Hinterlassenschaften während der NS Herrschaft. Zu den methodisch-didaktischen Mitteln, die Lücken der Unvollständigkeit zu überwinden, gehört unverzichtbar die exemplarische Darstellung, die hier von acht Objekten ihren Ausgang nimmt.

Die Objekte haben neben ihrem materiellen Wert einen ideellen Wert. Man bewahrt sie auch noch, wenn der materielle und der Nutzwert längst vergangen ist. Durch die Präsentation in Vitrinen erhalten die Objekte einen ergänzenden Ausstellungswert. Sie werden in den Vitrinen „musealisierte“ Stücke auf Zeit. Wenn sie in dieser Wertschätzung dazu beitragen, das Gedenken an die Riga-Deportation und an die Familien, die in den Tod „abgeschoben“ wurden, wachzuhalten, hat die Ausstellung eines ihrer Ziele erreicht.