Lettische Aspekte

»Abgeschoben in den Tod« – Tafel 37 – Erinnerungskultur

Eine zentrale Rolle in der Aufarbeitung des Massenmordes an den lettischen Juden nimmt der Historiker Dr. Margers Vestermanis ein: Der einzige Überlebende seiner Familie, der das Ghetto und das KZ Kaiserwald überstand, machte sich die Erforschung der lettischen Shoa zur Lebensaufgabe. Wegen der Tabuisierung des jüdischen Massenmordes unter der Sowjetherrschaft konnte er erst nach der Rückkehr Lettlands zur Unabhängigkeit seine Pläne umsetzen: 1990 gründete er das „Jüdische Museum und Dokumentationszentrum“ in Riga, das erste jüdische Museum Lettlands, und übernahm selbst die Leitung.

Vestermanis stellte in seinen Publikationen auch immer wieder die Kollaboration der lettischen Bevölkerung mit nationalsozialistischen Organisationen dar:

Eine andere Folterzentrale war der Stab der faschistischen, extrem nationalsozialistischen lettischen Organisation „Pērkonkrusts“ (Donnerkreuz). Von den deutschen Okkupanten ermutigt und aufgehetzt, begannen die extremen Antisemiten des „Pērkonkrusts“, den Juden auch das Letzte – das Leben zu nehmen. In ganz erheblichem Maße wurde gerade vom „Pērkonkrusts“ und durch ihn beeinflusste Kreise das nationalsozialistische Programm der Judenvernichtung verwirklicht.

Seit Neuestem wird die Geschichte der lettischen Juden, ihre Verfolgung und Vernichtung im Ghetto Riga
im „Riga Ghetto and Latvian Holocaust Museum“ dargestellt. Es wurde am 21. September 2011 eröffnet.

Das Museum geht auf eine Initiative der jüdischen Gemeinschaft «Schamir» zurück, wurde durch private Spenden finanziert und bietet neben einer musealen Darstellung die Möglichkeit, in einer Datenbank Namen und ehemalige Wohnorte von Angehörigen zu recherchieren.

Bildnachweis

www.rigalife.com

Details

Ausstellung: Abgeschoben in den Tod
Laufzeit: 15. Dezember 2011 bis 27. Januar 2012
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 37 von 39 – Erinnerungskultur
Größe: 650 x 2050 mm
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond