»Das Tafelsilber «

Eine Gabel und ein Messer der Bremer Silberwarenfabrik, Modell „90“ mit einer Silberauflage „Platura“, Datierung um 1930. Die Überreste eines Silberbestecks, das zu Familienfesten und besonderen Anlässen benutzt wurde. Dazu ein 27,5 cm langer Vorlegelöffel. Das Silber ist schwarz angelaufen, die Teile sind lange nicht benutzt und poliert worden.

Es handelt sich um Silberbesteckteile der Familie Samuel. Die Familie zog 1938 nach dem Verkauf ihrer Fleischerei nach Hannover. Johanna und Arnold Samuel versuchten, wenigstens ein paar Familienbesitztümer zu retten und baten Nachbarn in Hagen darum, einige Gegenstände für sie zu verwahren.

Die Besteckteile nahmen die Samuels noch mit nach Hannover. Vor der Deportation der Eltern und Sohn Heinz gaben sie der Familie der Ehefrau von Sohn Paul die wenigen Gegenstände, die ihnen geblieben waren, unter anderem das Besteck, in Obhut.

Aus jahrelanger KZ-Haft kehrte Paul Samuel 1945 nach Hagen zurück und kämpfte um die Wiedergutmachung. 1951 konnte das Elternhaus käuflich zurückerworben werden. Besonders schmerzhaft war jedoch die ausbleibende gesellschaftliche Anerkennung – die bei Nachbarn zur Verwahrung deponierten Gegenstände wurden nicht zurückgegeben. Die Durchsetzung seiner Rechte – die Rückgabe des „arisierten“ Besitzes von dem in der Gemeinde sehr geschätzten Neu-Eigentümer im Rahmen des Rückerstattungsverfahrens – wurde Paul Samuel nachgetragen.

Umso wertvoller ist das Tafelsilber, das gerettet werden konnte. Heinz Samuel, der Sohn von Paul und benannt nach seinem ermordeten Onkel, trägt alle Erinnerungen an seine Familie zusammen; das Silber ist heute in seinem Besitz.

Bildnachweis

Privatbesitz Familie Samuel

Literatur

Uta Schäfer-Richter: Christen jüdischer Herkunft im Nationalsozialismus – Das Beispiel der hannoverschen Landeskirche, Göttingen 2009.