Familie Fürst

»Abgeschoben in den Tod« – Tafel 22 – Biografien

Die angesehenen Kaufleute Max Fürst und Else (Elise), geb. Jacoby, gaben ihr Geschäft in der Karmarschstraße nach dem Boykotttag auf. Ihr älterer Sohn (Jg. 1914) wanderte 1936 nach Südafrika aus. Der jüngere Sohn Helmut (Jg. 1922) machte nach erzwungenem Schulabbruch heimlich eine Lehre als Elektriker.

Zum Zeitpunkt der Deportation waren die Eheleute fast 60 Jahre alt, er war Jg. 1883, sie Jg. 1884. Helmut war 19 Jahre.

Von Riga aus kam Helmut Fürst in das Außenlager Lenta. Hier arbeiteten Häftlinge in Werkstätten aller Art für SS, SD und Gestapo. Qualifizierte Handwerker hatten im nationalsozialistischen Lagersystem die besten Überlebenschancen: „Wir hatten nicht zu ‚fressen’, wir hatten zu essen. (...) Und: wir hatten weiß bezogene Betten ...“ Gleichwohl gab es willkürliche Schläge und den Austausch von Leistungsschwachen.

Vor dem Abzug der Deutschen aus Lettland retteten Tipps von zwei Bewachern Fürst und einige Mithäftlinge vor der drohenden Erschießung. Russen befreiten die kleine Gruppe aus einem Versteck.

Die Eltern hatte Helmut Fürst von Lenta aus einige Male im Ghetto besucht. Später erfuhr er, dass sie nicht mehr da seien. „Aber niemand wusste, wo sie hingekommen sind.“

1945 kehrte Helmut Fürst nach Hannover zurück und baute ein renommiertes Immobilienunternehmen auf. Er staunte, dass es „auf einmal keine Nationalsozialisten mehr gab“.

Bildnachweis

Privatbesitz Familie Fürst

Details

выставка: Abgeschoben in den Tod
время работы: 15. Dezember 2011 bis 27. Januar 2012
место: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
панель: 22 von 39 – Biografien
размер: 650 x 2050 mm
технология: Digitalprint auf Alu-Dibond