»Die Häftlingsjacke«

Maschinell genähte Häftlingsjacke, getragen 1944. Material: Baumwolle/Leinengewebe mit blau-grauen Streifen ohne Häftlings-Winkel und Häftlingsnummer. Schnittmuster und Material der von Häftlingen hergestellten und im Lagerjargon „Zebra“-Kleidung genannten Textilien variierten. Die Stellung eines Häftlings innerhalb der Häftlingsgesellschaft spiegelte sich in Ausstattung und Zustand der „Zebra“-Kleidung wider.

„Nachdem er [Gerd Landsberg] aus dem Kreiskrankenhaus in Dachau entlassen worden war, kam er nach München. Noch immer hatte er nichts Eigenes anzuziehen, und der Geistliche, zu dem er zwecks Einkleidung geschickt worden war, teilte ihm mit, die für ihn reservierte Kleidung sei gestohlen worden! So kam es, dass er bei seiner Rückkehr nach Hannover noch immer gestreifte Lagerkleidung trug.“

Seine Häftlingsjacke bewahrte Gerd Landsberg zuhause auf. Das Original verschwand nach dem Tod Landsberg 2011. Viele ehemalige Häftlinge behielten Gegenstände, die sie an ihre Haftzeit erinnerten. Sie dienen der Erinnerung an Haft und Verfolgung, dem Gedenken an Freunde und Verwandte, die im Lager starben, zum Beweis ihrer Inhaftierung und als Zeichen des Überlebens. Manche Häftlinge trugen nach 1945 bei Demonstrationen und öffentlichen Gedenkveranstaltungen ihre gestreiften Kleider mit dem Stolz, den Vernichtungswillen der Nationalsozialisten überlebt zu haben. Gerd Landsberg trug seinen „Zebra“-Anzug nie wieder. Er war kein Demonstrationsobjekt, sondern eher ein stummer Zeuge seiner privaten Welt.

Bildnachweis

Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Literatur

Matthias Horndasch: Du kannst verdrängen, aber nicht vergessen! Die Erinnerungen des Zeitzeugen und Gerd Landsberg (= Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Ahlem, Bd. 2), Hannover 2005. Zitat S. 52.