Klischees brechen

»Neue Epoche für Juden in Deutschland« - Tafel 4

Klischees bezüglich Juden? Es gibt mehrere...

Kathrin Leibmann:
„Mit dieser Ausstellung möchte ich mit einigen Klischees brechen. Die meisten Deutschen assoziieren „jüdisch“ mit Holocaust, KZ oder „Schindlers Liste“. Klar, es ist nicht so einfach aus der Geschichte auszusteigen. Aber in den letzten 25 Jahren geschah die Renaissance des jüdischen Lebens in Deutschland. Kein Wunder, kein Geschenk… sondern das Leben läuft einfach weiter.

Auch für viele Menschen aus der Sowjetunion bleibt noch immer ein Klischee: Deutschland mit Nazistigma. Mein Vater fragte mich kurz vor meiner Anreise nach Deutschland: „Wie kannst du im Land der Täter leben?“ Ich kann. Ich glaube nicht an die Rache der Generationen. Ich fühle mich in Deutschland zu Hause und mir tut es sehr leid, dass ich meinen Vater nicht überzeugen kann, einmal Deutschland zu besuchen. Trotzdem möchte ich diese Ausstellung ihm widmen“.

Treffen (Ende 70er) neben dem Denkmal der ermordeten Juden in Cherson-Gebiet (die Ukraine): „Mein Vater wollte niemals nach Deutschland. er stammt aus einer jüdischen Agrarkolonie in der Süd-Ukraine. Nazis ermordeten im Herbst 1941 in diesem Bezirk Fünfzehntausend Juden. Alte Leute, Frauen und Kinder wurden zu zweit zusammengebunden und lebendig in den Steppenbrunnen geworfen. Darunter waren auch unsere Verwandten“.

Dr. Dmitrij Belkin:
„Makkabiade – eine tolle Sache! Deutschland, teilt die Bundesregierung mit, kann nur “zutiefst dankbar sein“ – für die Vielfalt des jüdischen Lebens und dass so viele Gäste nach Berlin kommen. Leute! Seid froh, optimistisch, traurig, pessimistisch, positiv, kritisch usw. – aber bitte nicht dankbar. “Wir sind dankbar, die Juden sind ein Geschenk für uns, nach all dem…“ Die Liebe bzw. die Sympathie zeigen sich durch ein Interesse, nicht durch die verpackten Geschenkpakete! Bin “dankbar“, wenn die Sprache der Kommunikation eine andere sein wird, denn diese zeugt von einer riesigen Anspannung“.

Details

Ausstellung: Neue Epoche für Juden in Deutschland
Laufzeit: 11. Dezember 2016 bis 07. Januar 2017
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 4 von 15
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond
Konzept und Texte: Kathrin Leibmann
Gestaltung: Stanislav Ivanchuk