Landeshauptstadt Hannover
»Abgeschoben in den Tod«
15.12.2011 – 27.01.2012
Alina Feigin, Dipl. Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin, Supervisorin, Leiterin des Sozialreferates der Jüdischen Gemeinde Hannover K.d.ö.R., Koordinatoren des Projektes:
„Als Vertreterin einer anderen Generation bin ich dankbar, dass diese Menschen überlebt haben. Dank ihnen wurde ich geboren. Die finanzielle Unterstützung der Stiftung EVZ sowie der Jewish Claims Conference haben es ermöglicht, das Projekt aufzubauen. Zum ersten Mal konnten die älteren jüdischen Migranten in der Ganzheit ihrer Identität betrachtet werden. Viele von ihnen sind alleinstehend und unsere Treffen sind für sie eine gute Möglichkeit, sich zu unterhalten und etwas Neues zu erfahren. Der Treffpunkt ist ein Allroundkonzept, das darüber hinaus noch PC-Kurse, ein Gesprächskreis für Demenzkranke und ihre pflegenden Angehörigen, die Gruppe „Deutsche Sprache in Bewegung“ u.v.m. beinhaltet.“
Viktor Katsperovskyi lebt seit 1993 in Deutschland und ist vom Anfang an ein aktives Mitglied des Treffpunkts für Holocaust-Überlebende und deren Familienangehörige. Er rechnet im Kopf vielstellige Zahlen, spaziert gerne durch die Stadt, besucht einen Computerkurs in der Jüdischen Gemeinde Hannover, genießt jeden Tag seines Lebens. Bei Kriegsbeginn war er 18. Nach einer kurzen Offizier-Ausbildung im Mai 1942 kam der ehemalige Student als Leutnant Katsperovskyi zur südwestlichen Front. Schon bald geriet er in Gefangenschaft und als Zwangsarbeiter nach Deutschland. Viktor gehörte zu der Kategorie der Gefangenen, die zur bedingungslosen Vernichtung bestimmt waren: Als Jude und als Offizier. Trotzdem hat er überlebt. Seine ungewöhnliche Lebensgeschichte beeindruckt und fasziniert zugleich.
Viktor Katsperovskyi:
„Ich habe kein Hassgefühl gegenüber den Deutschen. Ich verstehe, dass es der Krieg war. Nazis gibt es auch heute, aber die normalen anständigen Menschen sind viel mehr. Während der Gefangenschaft hatte ich eine medizinische Untersuchung. Davor dachte ich: Es ist mein letzter Tag, weil ich als Jude beschnitten wurde. Aber der Arzt hat es „übersehen“. Dank dieses Wunders und vieler anderer „Schicksals-Geschenke“ lebe ich noch…“
Irina Egorova wurde in Leningrad, im Januar 1941 geboren. Sie ist IT-Profi und hilft anderen mit Computern zurecht zu kommen. Als kleines Kind überlebte sie die Leningrader Blockade.
Irina Egorova:
„Natürlich kann ich nur nach Erinnerungen meiner Mutter erzählen. Zur Blockade-Zeit starben täglich Tausende Leningrader. Ich war schwer untergewichtig und hatte Rachitis ersten Grades. Eine Ärztin riet meiner Mutter, mich möglichst über einen längeren Zeitraum zu stillen und mich so am Leben zu erhalten. Sie stillte mich, bis ich 3 wurde. Ich überlebte nur dank der Selbstaufopferung meiner Mutter…“
Ausstellung: | Neue Epoche für Juden in Deutschland |
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Laufzeit: | 11. Dezember 2016 bis 07. Januar 2017 |
Ort: | Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover |
Tafel: | 5 von 15 |
Technik: | Digitalprint auf Alu-Dibond |
Konzept und Texte: | Kathrin Leibmann |
Gestaltung: | Stanislav Ivanchuk |