Die fünfte Zeile im "sowjetischen Pass"

»Neue Epoche für Juden in Deutschland« - Tafel 7

Ein Viertel Jahrhundert der jüdischen Migration nach Deutschland: Daten, Zahlen, Geschichten

 

In der Sowjet-Zeit gab es im UdSSR-Ausweis eine gefürchtete Zeile: die sogenannte “fünfte Zeile“, in der die Nationalität eingetragen war.

In den meisten Ländern bedeutet der Begriff „Nationalität“ oder nationality (engl.) nicht die Angehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie, sondern Staatsangehörigkeit. In der UdSSR war dies anders. Das Judentum wurde seit dem Jahr 1932 von den staatlichen Behörden nach sowjetischem Recht nicht als Religion, sondern als Nationalität definiert. Bei unterschiedlicher Nationalität der Eltern konnte mit dem 16. Lebensjahr für die Nationalität eines Elternteils optiert werden. Die Mehrheit entschied sich für die Nationalität des nichtjüdischen Elternteils.

Die „fünfte Zeile“ war für viele nationale Minderheiten ein großes Problem. Oft wurden die Menschen anhand des Eintrages in der fünften Zeile des Ausweises benachteiligt – sie wurden nicht angestellt oder immatrikuliert.

So kam die ironische Redewendung “Behinderung fünfte Gruppe“ zustande, die eine Person mit “unangemessener“ Nationalität bezeichnete. In der Annahme der einzige Bezug zum Judentum sei allein dieser Vermerk im Pass oder in der Geburtsurkunde, wurden die sowjetischen Juden gelegentlich auch „Passjuden“ genannt.

Details

Ausstellung: Neue Epoche für Juden in Deutschland
Laufzeit: 11. Dezember 2016 bis 07. Januar 2017
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 7 von 15
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond
Konzept und Texte: Kathrin Leibmann
Gestaltung: Stanislav Ivanchuk