Überleben im Ghetto

»Abgeschoben in den Tod« – Tafel 8 – Deportation und Tod

Die Lebensmittelzuteilungen bestanden aus ein bis zwei Scheiben Brot pro Tag, 100 Gramm Nährmittel alle 14 Tage, geringsten Mengen an Fleisch, Butter, Zucker und Ersatzkaffee. Kartoffeln und Gemüse waren im Winter gefroren, Fischköpfe oft verdorben.

Das eigene Gepäck sah niemand wieder. Was die Wachmannschaften nicht entwendeten, kam in eine allgemeine Kleiderkammer. Dorthin gelangte auch die Kleidung der Massenmordopfer. Auf Antrag erhielten die Ghettobewohner das Nötigste.

Überleben konnte nur, wer „organisierte“ und bei der Arbeit mit Einheimischen tauschte. Dazu dienten die letzten eigenen Dinge und „Schätze“, die aus dem verwaisten Großen Ghetto oder bei der Arbeit beschafft wurden. Die Arbeitskommandos wurden bei ihrer Rückkehr stichprobenhaft durchsucht. Die Besorgung selbst geringster Mengen Lebensmittel galt als „kriegsschädigende Plünderung“; Ertappte wurden öffentlich gehängt. Zurückkehrende Kommandos wurden an den hängenden Leichen vorbeigeführt und geprügelt, wenn sie die Augen schlossen. Zwei Frauen starben wegen einer Rolle Stopfgarn.

Es war unter Todesstrafe verboten, in die noch leeren Häuser zu gehen, um etwas Essbares zu suchen. Trotzdem gingen Arno und ich, denn wir waren ja die Jüngsten aus unserem Zimmer und noch flink auf den Beinen. Der Tod schreckte uns einfach nicht mehr. Wir waren ja so hungrig.
Aus den Erinnerungen von Henny Markiewicz-Simon, geb. Rosenbaum (Jg. 1925).

Das Überleben im Ghetto hing von vielen Zufällen ab. Wichtig waren der Erhalt der Arbeitsfähigkeit, die Solidarität im Familienverbund oder Freundeskreis sowie der Mut und die Möglichkeit zum Tauschhandel.

Bildnachweis

Sammlung Zeitlin

Details

Ausstellung: Abgeschoben in den Tod
Laufzeit: 15. Dezember 2011 bis 27. Januar 2012
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 8 von 39 – Deportation und Tod
Größe: 650 x 2050 mm
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond