Familie Samuel

»Abgeschoben in den Tod« – Tafel 28 – Biografien

Arnold Samuel (1880–1942) und seine Frau Johanna, geb. Levi (1874–1942), betrieben mit ihren Söhnen Heinz (1908–1941/42) und Paul (Jg. 1905) eine florierende Schlachterei in Hagen bei Neustadt a. Rbge. Ihr Kundenkreis reichte bis Hannover.

1932 wählte das 450-Seelen-Dorf zu rund 80 % die antisemitischen Parteien NSDAP und DNVP. Die Familie geriet in die Isolation, die Bank kündigte Kredite, Arnold Samuel wurde aus der Handwerksrolle gestrichen. 1937 kaufte ein Konkurrent Haus und Geschäft.

Die Eltern und Sohn Heinz wurden nach Riga deportiert. Sohn Paul blieb dies durch seine „Mischehe“ erspart. Ella Samuel (1883–?) hingegen nicht. Sie war mit Arnolds Bruder verheiratet. Vor der Deportation lebte sie in fester Beziehung mit Jon Meyerstein (1873–?) zusammen; Meyerstein gehörte zu den 181 am 10.11.1938 in Hannover verhafteten sog. „Aktionsjuden“. Ella und er wurden 1941 in das sog. „Judenhaus Körnerstraße“ gezwungen.

Heinz Samuel wurde um seinen 34. Geburtstag herum wegen Tauschhandels in Salaspils gehängt. Das Schicksal seiner Eltern ist unbekannt.

Ella Samuels letztes Lebenszeichen stammt aus dem Oktober 1944. Der Todestag ihres Partners ist ebenfalls nicht bekannt.

Paul Samuel, der ab Ende 1944 durch mehrere Lager geschleift wurde, kehrte nach Kriegsende nach Hagen zurück. Erst nach langem Rechtsstreit bekam er sein Elternhaus zurück. An den früheren Erfolg konnte seine Schlachterei nicht mehr anknüpfen: Die alten Vorurteile gegen „Judenpaul“ hielten sich im Dorf.

Bildnachweis

Privatbesitz Heinz Samuel

Details

Ausstellung: Abgeschoben in den Tod
Laufzeit: 15. Dezember 2011 bis 27. Januar 2012
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 28 von 39 – Biografien
Größe: 650 x 2050 mm
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond