Norbert Kronenberg

»Abgeschoben in den Tod« – Tafel 27 – Biografien

Die Lebensgeschichte von Norbert Kronenberg (1908–?) bliebe wie die vieler Deportierten unbekannt, wäre nicht jüngst durch eine Verkettung glücklicher Umstände ein Koffer mit persönlicher Habe ans Tageslicht gekommen.

Der Sohn der fürsorglichen Mutter Amalie, geb. Nussbaum (1880–?), und des naturliebenden Vaters Max Kronenberg (1868–1922), einem Kaufmann, teilte die Erlebnisse aller Gleichaltrigen: Einschulung in die Oberrealschule 1915 (Lutherschule); „Kälteferien“ wegen fehlendem Heizmaterials im Kriegsjahr 1918; die Bar-Mizwa, die Einführung in die jüdische Glaubensgemeinschaft. Nach der Schule wurde er Radiotechniker. Am 07.01.1934 lernte er Elsa Rosenbaum (Jg. 1914) in Herford kennen. Sie verliebten sich. 1937 verlobten sie sich. Am 12.03.1939 erhielt Elsa das Permit für Australien.

Die Liebste wanderte aus. Am 4. Juni [1939] begleitete ich sie [Elsa] zum Abschied nach Bremen, sie fuhr am 5. Juni mit dem Dampfer „Aller“ ab und traf am 23. Juli in Melbourne ein!“

Akribisch erforschte Norbert Kronenberg seine Familiengeschichte, eine Erfolgsgeschichte des gesellschaftlichen Aufstiegs seit 1850. Er beschäftigte sich intensiv mit hannoverscher Stadtgeschichte und war ein Freund der Straßenbahn. Seine Büchersammlung weist ihn als fest verankerten Bildungsbürger aus, der seinen Halt in der deutschen Sprache und Kultur fand. Diese Geisteswelt kontrastierte deutlich mit der Realität, der Kronenberg ausgesetzt war. Gleichwohl: Auswanderung kam für den Familienmenschen nicht in Frage.

Die Spuren von Norbert Kronenberg und seiner Mutter Amalie Meyer verlieren sich in Riga.

 

Bildnachweis

Foto: Yvonne Sowa, Projekt Erinnerungskultur

Details

Ausstellung: Abgeschoben in den Tod
Laufzeit: 15. Dezember 2011 bis 27. Januar 2012
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 27 von 39 – Biografien
Größe: 650 x 2050 mm
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond