Erstarkender Antisemitismus

»Abgeschoben in den Tod« – Tafel 3 – Kaiserreich und Weimarer Republik

Mit Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 gewann ein konservativer Nationalismus politisch die Oberhand. Antijüdische und antisemitische Organisationen machten „die Juden“ versteckt und offen für die bis in die 1890er Jahre andauernde wirtschaftliche Depression verantwortlich. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg 1918 wuchs das Bedürfnis, auf einen Sündenbock zeigen zu können. Die zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme in der Weimarer Republik förderten die Verschmelzung von antisemitischer Ideologie mit antidemokratischen und antisozialistischen Einstellungen.

Wer offen gegen Sündenbockideologie und Vorurteile auftrat, brauchte Mut. Samuel Freund trat 1919 öffentlich gegen antijüdische Verleumdungen auf. Theodor Lessing (*1872) lehrte seit 1907 Philosophie an der Technischen Hochschule Hannover. Viele Feinde schuf er sich mit seiner scharfen Gesellschaftskritik. Hannoversche Studenten, die bereits 1920 jüdische Kommilitonen aus der Studentenvertretung ausgeschlossen hatten, erwirkten 1926 Lessings Beurlaubung. Am 1. März 1933 flüchtete er mit Unterstützung seiner Frau Ada in das tschechische Marienbad. Hier wurde er von Nationalsozialisten ermordet. Der Philosoph starb nach einem auf ihn verübten Attentat am 31. August 1933.

Bildnachweis

Digitales Bildarchiv Historisches Museum Hannover

Details

Ausstellung: Abgeschoben in den Tod
Laufzeit: 15. Dezember 2011 bis 27. Januar 2012
Ort: Bürgersaal im Neuen Rathaus Hannover
Tafel: 3 von 39 – Kaiserreich und Weimarer Republik
Größe: 650 x 2050 mm
Technik: Digitalprint auf Alu-Dibond